Meine Guten,
eigentlich hätte dieser Bericht bereits vor Wochen online
gehen sollen, aber irgendwie kam ich nicht dazu. Also gibt es heute mit einem
Jahr verspätet meinen Reisebericht KARIBIK.
Karibik- DER Traumurlaub
schlechthin. Man denkt an kilometerlange weiße Sandstrände und glasklares
Wasser. Seit einer Reisereportage viele Jahre zurück über die niederländischen
Antillen gesehen hatte war klar- „eines Tages muss ich in die Karibik“.
Gekommen ist alles dann doch etwas überstürzt, unerwartet und leicht verrückt
müssen wir auch gewesen sein, als wir im vergangenen Jahr unseren Urlaub geplant
haben. Eigentlich war Costa Rica und Nicaragua im Gespräch, was allerdings an
unseren doch sehr unterschiedlichen Vorstellungen scheiterte. Ich wollte Ruhe
von Alltag, wenig Stress, viel Erholung und am liebsten meine Wanderschuhe zu
Hause lassen. Der Mann des Hauses wollte Action und Abendteuer. Nun gut. So
wurde Mittelamerika auf Eis gelegt und unsere Planung für den Reisezeitraum Juli-August
dümpelte mehr oder weniger dahin. Aus irgendeinem inzwischen nicht mehr zu
rekonstruierenden Grund stolperte ich Ende Mai über die Seglerseite. Tage/Wochen verbringen bei Weltumseglern. Das ist es. Segeln
tun wir beide gerne, ich hab meine Sonne und die Entspannung, das Männchen
Action, Abenteuer und kann sich fühlen wie Jack Sparrow. Anfangs habe ich
meinen Vorschlag glaub selbst nicht ganz ernst genommen, müssen doch viele
Faktoren zusammen passen- passendes Segelrevier, sympathisch klingende Crew an
Seglern, vertrauenserweckendes Boot, passender Zeitraum…
Irgendwie kamen wir dann auf einen Katamaran von zwei Österreichern,
welche im Juli/August in den West-Indies von Martinique bis Grenada unterwegs waren.
Kleine Bemerkung am Rande für alle denen es so ging wie mir:
Die West-Indies (oder auch als British West Indies oder Commonwealth Carribean bekannt)
sind ein Inselbogen in der Karibik, welcher aus den großen Antillen (Kuba,
Jamaika, Puerto Rico und Hispaniola) und den kleinen Antillen, welche sich von
den Jungferninseln über Grenada bis nach Aruba erstrecken.
Jedenfalls stand nach gefühlt 100 Emails fest: Wir fliegen in
die Karibik und verbringen zwei unserer drei Wochen Urlaub auf einem Katamaran-
Start und Ziel: Martinique. Ich glaub noch nie fand ich alleine den Namen des
Urlaubszieles schon so toll. Komisches Gefühl war hingegen 500 Euro Anzahlung
ins nirgendwo hin zu überweisen. Außer den Namen der Beiden und dem Schiff
hatten wir nichts in der Hand. Irgendwie etwas irre, so im Nachhinein
betrachtet. Die dritte Woche unseres 22 tägigen Urlaubes wollten wir auf eigene
Faust Inselhopping über Dominica bis nach Guadeloupe machen.
Die wenigen Wochen die uns an Vorbereitung noch blieben bis
es endlich los ging, verbrachten wir mit Impfbesuchen beim Arzt, das beste
Medikament gegen Seekrankheit rauszufinden (ich mit meiner Übervorsichtigkeit
mal wieder…), den Versuchen, das effektivste Sonnenschutzmittel zu finden und
Herauszufinden, wie man am meisten im Rucksack unterbringt.
Die etwas erschwerte Anreise von Stuttgart-Paris-Fort de France/Martinique
erspare ich euch lieber- ich kann nur jedem bei einem Flughafenwechsel in Paris
den Tipp geben. Nehmt nicht den AirFrance Shuttle sondern nehmt auf eigene
Faust die Metro (oder plant 5 Stunden Zeitpuffer ein).
Nach jedenfalls Nerven- und Zeitraubender Anreise kamen wir
mit gemischten Gefühlen- steht da wohl jemand und holt uns ab oder macht sich
ein Witzbold mit unseren 500 Euro einen faulen Lenz? Aus der Flughafentür raus
stürmt uns ein freudig winkender und grinsender Seebär mit dem wohl klischeehaftesten
Bild eines Aussteigers- braun gebrannt, lange Haare und wallende Mähne- entgegen.
Anspannung? Welche Anspannung nochmal?
Unser Karibikabendteuer beginnt mit der Taxifahrt auf dem
Weg zum Hafen. Wir sitzen in einem plüschigen Taxi mit starkem Vintagelook, nach
wenigen Minuten befinden wir uns mal kurzzeitig nur noch auf zwei Reifen mit
der Bemerkung „ich musste einem Stein ausweichen, deswegen fahren wir gerade so
komisch auf dem Gehweg“, dicht gefolgt von einer mehr als starken Vollbremsung-
konnte man ja auch nicht ahnen dass der LKW vor uns bei rot bremsen könnte. Notiz
an mich: Lege deine zentraleuropäisch tickende Uhr ab. Jetzt sofort.
Unser schwimmendes Zuhause für die nächsten Wochen liegt in
der Bucht vor Anker und während wir auf unserem kleinen Minimotorboot mit für Landrattenverständnis
viel zu wenig Luft drin („wie zum Teufel sollen hier zwei riesen Rucksäcke,
plus Taschen plus 3 Menschen drauf passen und wenn ja, wie erreiche ich am
schnellsten das rettende Ufer wenn das Teil vor Überbelastung untergeht???“) durch
die Nacht düsen und unseren Katamaran suchen, tanzen am Pier die Einheimische zu
karibische Rhythmen. Willkommen in der Karibik- willkommen easy going.
Es ist finster als mir die Hausherrin ein Glas „Welcome
drink“ in die Hand gedrückt wird und beim ersten Schuck wäre ich fast hinten
über gekippt. Heidewitzka, dieser Rum hat es in sich- vielleicht ist es aber
auch das ungewohnte wackeln des Bootes. Ich beschließe auf dem Boot künftig vielleicht
doch eher besser keinen Alkohol zu trinken- wie unrealistisch solch ein Vorhaben
bei unserem bevorstehenden Lebensstil ist wurde mir alsbald klar.
Obwohl nur wenige Stunden Schlaf (ja, ich habe in meiner
ersten Nacht auf einem Schiff wunderbar geschlafen) war ich beim ersten Ruckeln
am nächsten Morgen hellwach.
Eingemummelt in mein Handtuch saß ich im Schlafanzügchen auf
dem Netz des Katamarans und hatte zum ersten Mal den Hauch einer Ahnung, wie
sich purer Luxus anfühlen muss.
Die Nasenspitze Richtung Sonnenaufgang haltend, die Inselhauptstadt
Martiniques im Rücken habend, das Meer unter sich sehend mit dem Katamaran gen
Süden sanft durchs Wasser gleiten. So ähnlich wird sich Kolumbus gefühlt haben-
also vom Freiheitsgefühl zumindest her- und naja, mal abgesehen von meiner
rosa-gepunkteten Schlafhose.
Lieblingsplatz für den Urlaub suchen? Check!
Das Frühstück steht bereit als direkt neben unserem Boot
eine Fontäne auftaucht. Bis ich realisiere, dass wenige Meter neben uns gerade
ein Wal vorbeigeschwommen ist („Äh, Hallo, Wal, wie jetzt? Hier bei mir?“),
haben wir bereits gewendet und segeln gefühlt mit dem Wal wieder Richtung
Norden. Kann man ja mal machen, Frühstücken kann man ja alle Tage, so ein Wal
neben einem ist dann schon mal was anderes. Leider lässt sich der Gute nicht
mehr blicken und so wenden wir eben doch wieder und segeln wie geplant weiter
nach Süden. Ich realisiere zum ersten Mal: Zeitdruck auf so einem Boot?
Fehlanzeige.
Die ersten Tage verbringe ich ehrfürchtig im Netz des
Katamarans, fotografiere im Minutentakt das Wasser, die Reling, meine Füße vor
den weiten des Ozeans, versuche fliegende Fische beim Sprung zu erwischen und
male mit den Händen Herzchen in den Himmel. Irgendein weiser Mann/Frau sagte
mal Reisen erweitert den Horizont- und dieser Horizont hier ist weiter als
alles was ich mir bisher vorstellen konnte.
Die Tage vergehen wie im Flug. Wir ankern in einsamen
Buchten, fahren zum Einkaufen in Marinas, an dessen Wasserstraßen Villen stehen
deren Wert ich vermutlich nicht mal ausdrücken kann, Schnorcheln in Höhlen wo
wenige Zentimeter über unseren Köpfen Fledermäuse hinweg brausen, Essen selbst geangelten Thuna, kappeln
uns um den Platz in der Hängematte und stellen täglich aufs neue belustigend fest, wie daneben die zentraleuropäische Vorstellung von Karibik manchmal ist.
Oder dachtet ihr beim Wort "Karibik" an Insel mit grünem Urwald und schwarzbraunen Kiesstränden? :-)
Eines
unserer Highlites der ersten Tage ist Bequia- meine neue Liebe. Bequia ist die
Klischeekaribik- fürs erste zumindest. Weißer Sandstrand, klares Wasser, Palmen
und ein „Ortszentrum“ das aus einem Reiseführer entsprungen sein könnte. Hier
riecht es an jeder Ecke nach köstlichstem Roti (Teigfladen gefüllt mit würzigem
Curry- wahlweise mit Huhn, Rind, Muschel oder Vegi) und einer herrlich
einladenden Gelassenheit. Abends grillen wir am Strand mit Einheimischen und
vielen anderen Seglern, trinken Rumpunsch und singen. Der Einheimische Socony singt die
selbstkomponierte Hymne (Habe ich in mieser Qualität gerade bei Youtube entdeckt:
Einmal Hier lang bitte, Augen zu und an Sonne, Meer und Heimweh an die Insel denken) an seine Heimat und ich beschließe mit Rumpunsch in der Hand -eines Tages komme
ich wieder- Sweet Bequia- du kleine Gelassenheitsoase der Karibik.
Teil II meiner kleinen Karibikreportage gibt es die nächsten
Tage.
Solltet ihr Fragen haben zu so einer Reise oder Tipps und
Ratschläge haben wollen- feel free to ask.
Hach wie schön :-) bitte mehr davon, hätte jetzt ewig weiter lesen können. Danke dafür.
AntwortenLöschenLg Steffi
Bekommst du :-)
Löschenda bekomme ich richtig urlaubslust :)
AntwortenLöschendanke fürs teilen :)
gglg
Danke, ich hab mich grad richtig fest gelesen und war mittendrin in eurem Karibikabenteuer :) Freue mich auf mehr davon. Und mutig finde ich es sehr, weiß nicht ob ich mich das trauen würde.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von dem anderen Bodenseeende,
Sabine
P.s.: Beim Feneberg gibt es Johannisbeersaft, habt ihr den auch in Konstanz?
Ohne das Männchen hätte ich alter Feigling mich das wohl auch nicht getraut :-)
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