Samstag, 13. Juli 2013

Sonne, Wind und ne Buttel voll Rum- Unser persönliches Abenteuer Karibik Teil I


Meine Guten,
eigentlich hätte dieser Bericht bereits vor Wochen online gehen sollen, aber irgendwie kam ich nicht dazu. Also gibt es heute mit einem Jahr verspätet meinen Reisebericht KARIBIK. 
Karibik- DER Traumurlaub schlechthin. Man denkt an kilometerlange weiße Sandstrände und glasklares Wasser. Seit einer Reisereportage viele Jahre zurück über die niederländischen Antillen gesehen hatte war klar- „eines Tages muss ich in die Karibik“. Gekommen ist alles dann doch etwas überstürzt, unerwartet und leicht verrückt müssen wir auch gewesen sein, als wir im vergangenen Jahr unseren Urlaub geplant haben. Eigentlich war Costa Rica und Nicaragua im Gespräch, was allerdings an unseren doch sehr unterschiedlichen Vorstellungen scheiterte. Ich wollte Ruhe von Alltag, wenig Stress, viel Erholung und am liebsten meine Wanderschuhe zu Hause lassen. Der Mann des Hauses wollte Action und Abendteuer. Nun gut. So wurde Mittelamerika auf Eis gelegt und unsere Planung für den Reisezeitraum Juli-August dümpelte mehr oder weniger dahin. Aus irgendeinem inzwischen nicht mehr zu rekonstruierenden Grund stolperte ich Ende Mai über die Seglerseite. Tage/Wochen verbringen bei Weltumseglern. Das ist es. Segeln tun wir beide gerne, ich hab meine Sonne und die Entspannung, das Männchen Action, Abenteuer und kann sich fühlen wie Jack Sparrow. Anfangs habe ich meinen Vorschlag glaub selbst nicht ganz ernst genommen, müssen doch viele Faktoren zusammen passen- passendes Segelrevier, sympathisch klingende Crew an Seglern, vertrauenserweckendes Boot, passender Zeitraum…
Irgendwie kamen wir dann auf einen Katamaran von zwei Österreichern, welche im Juli/August in den West-Indies von Martinique bis Grenada unterwegs waren.

Kleine Bemerkung am Rande für alle denen es so ging wie mir: Die West-Indies (oder auch als British West Indies oder Commonwealth Carribean bekannt) sind ein Inselbogen in der Karibik, welcher aus den großen Antillen (Kuba, Jamaika, Puerto Rico und Hispaniola) und den kleinen Antillen, welche sich von den Jungferninseln über Grenada bis nach Aruba erstrecken.

Jedenfalls stand nach gefühlt 100 Emails fest: Wir fliegen in die Karibik und verbringen zwei unserer drei Wochen Urlaub auf einem Katamaran- Start und Ziel: Martinique. Ich glaub noch nie fand ich alleine den Namen des Urlaubszieles schon so toll. Komisches Gefühl war hingegen 500 Euro Anzahlung ins nirgendwo hin zu überweisen. Außer den Namen der Beiden und dem Schiff hatten wir nichts in der Hand. Irgendwie etwas irre, so im Nachhinein betrachtet. Die dritte Woche unseres 22 tägigen Urlaubes wollten wir auf eigene Faust Inselhopping über Dominica bis nach Guadeloupe machen.
Die wenigen Wochen die uns an Vorbereitung noch blieben bis es endlich los ging, verbrachten wir mit Impfbesuchen beim Arzt, das beste Medikament gegen Seekrankheit rauszufinden (ich mit meiner Übervorsichtigkeit mal wieder…), den Versuchen, das effektivste Sonnenschutzmittel zu finden und Herauszufinden, wie man am meisten im Rucksack unterbringt. 

Die etwas erschwerte Anreise von Stuttgart-Paris-Fort de France/Martinique erspare ich euch lieber- ich kann nur jedem bei einem Flughafenwechsel in Paris den Tipp geben. Nehmt nicht den AirFrance Shuttle sondern nehmt auf eigene Faust die Metro (oder plant 5 Stunden Zeitpuffer ein).
Nach jedenfalls Nerven- und Zeitraubender Anreise kamen wir mit gemischten Gefühlen- steht da wohl jemand und holt uns ab oder macht sich ein Witzbold mit unseren 500 Euro einen faulen Lenz? Aus der Flughafentür raus stürmt uns ein freudig winkender und grinsender Seebär mit dem wohl klischeehaftesten Bild eines Aussteigers- braun gebrannt, lange Haare und wallende Mähne- entgegen. Anspannung? Welche Anspannung nochmal?
Unser Karibikabendteuer beginnt mit der Taxifahrt auf dem Weg zum Hafen. Wir sitzen in einem plüschigen Taxi mit starkem Vintagelook, nach wenigen Minuten befinden wir uns mal kurzzeitig nur noch auf zwei Reifen mit der Bemerkung „ich musste einem Stein ausweichen, deswegen fahren wir gerade so komisch auf dem Gehweg“, dicht gefolgt von einer mehr als starken Vollbremsung- konnte man ja auch nicht ahnen dass der LKW vor uns bei rot bremsen könnte. Notiz an mich: Lege deine zentraleuropäisch tickende Uhr ab. Jetzt sofort.
Unser schwimmendes Zuhause für die nächsten Wochen liegt in der Bucht vor Anker und während wir auf unserem kleinen Minimotorboot mit für Landrattenverständnis viel zu wenig Luft drin („wie zum Teufel sollen hier zwei riesen Rucksäcke, plus Taschen plus 3 Menschen drauf passen und wenn ja, wie erreiche ich am schnellsten das rettende Ufer wenn das Teil vor Überbelastung untergeht???“) durch die Nacht düsen und unseren Katamaran suchen, tanzen am Pier die Einheimische zu karibische Rhythmen. Willkommen in der Karibik- willkommen easy going.
Es ist finster als mir die Hausherrin ein Glas „Welcome drink“ in die Hand gedrückt wird und beim ersten Schuck wäre ich fast hinten über gekippt. Heidewitzka, dieser Rum hat es in sich- vielleicht ist es aber auch das ungewohnte wackeln des Bootes. Ich beschließe auf dem Boot künftig vielleicht doch eher besser keinen Alkohol zu trinken- wie unrealistisch solch ein Vorhaben bei unserem bevorstehenden Lebensstil ist wurde mir alsbald klar.
Obwohl nur wenige Stunden Schlaf (ja, ich habe in meiner ersten Nacht auf einem Schiff wunderbar geschlafen) war ich beim ersten Ruckeln am nächsten Morgen hellwach.
Eingemummelt in mein Handtuch saß ich im Schlafanzügchen auf dem Netz des Katamarans und hatte zum ersten Mal den Hauch einer Ahnung, wie sich purer Luxus anfühlen muss.
Die Nasenspitze Richtung Sonnenaufgang haltend, die Inselhauptstadt Martiniques im Rücken habend, das Meer unter sich sehend mit dem Katamaran gen Süden sanft durchs Wasser gleiten. So ähnlich wird sich Kolumbus gefühlt haben- also vom Freiheitsgefühl zumindest her- und naja, mal abgesehen von meiner rosa-gepunkteten Schlafhose.
Lieblingsplatz für den Urlaub suchen? Check!

Das Frühstück steht bereit als direkt neben unserem Boot eine Fontäne auftaucht. Bis ich realisiere, dass wenige Meter neben uns gerade ein Wal vorbeigeschwommen ist („Äh, Hallo, Wal, wie jetzt? Hier bei mir?“), haben wir bereits gewendet und segeln gefühlt mit dem Wal wieder Richtung Norden. Kann man ja mal machen, Frühstücken kann man ja alle Tage, so ein Wal neben einem ist dann schon mal was anderes. Leider lässt sich der Gute nicht mehr blicken und so wenden wir eben doch wieder und segeln wie geplant weiter nach Süden. Ich realisiere zum ersten Mal: Zeitdruck auf so einem Boot? Fehlanzeige.
Die ersten Tage verbringe ich ehrfürchtig im Netz des Katamarans, fotografiere im Minutentakt das Wasser, die Reling, meine Füße vor den weiten des Ozeans, versuche fliegende Fische beim Sprung zu erwischen und male mit den Händen Herzchen in den Himmel. Irgendein weiser Mann/Frau sagte mal Reisen erweitert den Horizont- und dieser Horizont hier ist weiter als alles was ich mir bisher vorstellen konnte.


Die Tage vergehen wie im Flug. Wir ankern in einsamen Buchten, fahren zum Einkaufen in Marinas, an dessen Wasserstraßen Villen stehen deren Wert ich vermutlich nicht mal ausdrücken kann, Schnorcheln in Höhlen wo wenige Zentimeter über unseren Köpfen Fledermäuse hinweg brausen, Essen selbst geangelten Thuna, kappeln uns um den Platz in der Hängematte und stellen täglich aufs neue belustigend fest, wie daneben die zentraleuropäische Vorstellung von Karibik manchmal ist. 
Oder dachtet ihr beim Wort "Karibik" an Insel mit grünem Urwald und schwarzbraunen Kiesstränden? :-)

Eines unserer Highlites der ersten Tage ist Bequia- meine neue Liebe. Bequia ist die Klischeekaribik- fürs erste zumindest. Weißer Sandstrand, klares Wasser, Palmen und ein „Ortszentrum“ das aus einem Reiseführer entsprungen sein könnte. Hier riecht es an jeder Ecke nach köstlichstem Roti (Teigfladen gefüllt mit würzigem Curry- wahlweise mit Huhn, Rind, Muschel oder Vegi) und einer herrlich einladenden Gelassenheit. Abends grillen wir am Strand mit Einheimischen und vielen anderen Seglern, trinken Rumpunsch und singen. Der Einheimische Socony singt die selbstkomponierte Hymne (Habe ich in mieser Qualität gerade bei Youtube entdeckt: Einmal Hier lang bitte, Augen zu und an Sonne, Meer und Heimweh an die Insel denken) an seine Heimat und ich beschließe mit Rumpunsch in der Hand -eines Tages komme ich wieder- Sweet Bequia- du kleine Gelassenheitsoase der Karibik.

Teil II meiner kleinen Karibikreportage gibt es die nächsten Tage.
Solltet ihr Fragen haben zu so einer Reise oder Tipps und Ratschläge haben wollen- feel free to ask.


5 Kommentare:

  1. Hach wie schön :-) bitte mehr davon, hätte jetzt ewig weiter lesen können. Danke dafür.

    Lg Steffi

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  2. da bekomme ich richtig urlaubslust :)
    danke fürs teilen :)
    gglg

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  3. Danke, ich hab mich grad richtig fest gelesen und war mittendrin in eurem Karibikabenteuer :) Freue mich auf mehr davon. Und mutig finde ich es sehr, weiß nicht ob ich mich das trauen würde.

    Liebe Grüße von dem anderen Bodenseeende,
    Sabine

    P.s.: Beim Feneberg gibt es Johannisbeersaft, habt ihr den auch in Konstanz?

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    1. Ohne das Männchen hätte ich alter Feigling mich das wohl auch nicht getraut :-)

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